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AutorenbildMilaidin

Magentageschwür III

Ja, heute IST Murmeltiertag. Ganz offensichtlich. Aber hilft ja nichts. Ich gehe also erneut ans Telefon.


"Dr. Fen..."


"Hallooooo. Schön, dass ich Sie gleich erreiche", flötet mir eine restlos übermotivierte Callcenter-Trulla auf Dope ins Ohr, ehe ich "drich" sagen kann.


Mann, die tut tstsächlich so, als hätte ich NICHT vor etwa 5 Minuten – Kinder, wie die Zeit vergeht – mit ihrem Kollegen telefoniert. Andererseits ... vermutlich ist die grausame Wahrheit noch viel schlimmer, und die arme Frau weiß gar nichts vom Anruf meines neuen Freundes Estragon.


"Mein Name ist Alexandra Grahambell. Ich rufe wegen Ihres Telefonanschlusses an", verkündet sie fröhlich.


"Neeeein. Das ist ja ein Ding" – ich kann einfach nicht anders – "wegen meines Telefonanschlusses? Was hat der Racker denn wieder angestellt? Einen Klingelstreich vielleicht? Oder hat hat er wieder telefonaniert?"


"Öhm, nein, es geht um Ihre IBAN.


"Um meine IBAN? Sensationell. Was ist denn damit Schreckliches?"


"Also, die IBAN, die Sie uns gemailt haben ... die ist zu lang."


"Zu lang ... wieso das denn?"


"Weil sie Leerzeichen enthält ..."


Obwohl ich bereits schlimmste Befürchtungen hege, frage ich in meinem jugendlichen Leichtsinn gleichermaßen unerschrocken wie vorsichtig nach.


"Sie meinen aber nicht die IBAN, bei der ich um der besseren Lesbarkeit willen nach jeweils vier Stellen ein Leerzeichen gesetzt habe?"


"Doch, genau die. Die ist zu lang."


"Ah. Verstehe. Das ist natürlich blöd, aber da ist die IBAN bei Ihnen ja in guter Gesellschaft."


"Ähhhhh ..."


Schon gut. Scherz. Haben Sie mal versucht, sie ohne Leerzeichen einzugeben?"


"Ähm ... nein."


Oh Mann, rufen bei mir eigentlich nur Vollpfosten an? Kriegen die dafür Geld oder habe ich irgendwo mächtige Feinde, die mir diese Pfeifen an den Hals hetzen? Ist das am Ende die späte Rache der Zeugen Jehovas? Könnte natürlich auch die versteckte Kamera sein, also Ruhe bewahren und immer schön freundlich bleiben.


"Dann versuchen Sie das doch mal", säusle ich daher aufmunternd ins Telefon und erkundige mich nach einer kurzen Pause erwartungsvoll: "Und? Hat's geklappt?"


"Ja, super. Jetzt hat sie das System angenommen. Dankeschön."


Das "System" ... tja, ich bin schon ein Scharnier, denke ich, während ich beschließe, dem Teletubbi aus dem Callcenter ein verbales Leckerli zu spendieren: "Na, das ist doch toll. Super, dass wir das gleich lösen konnten. Gibt's sonst noch was?"


"Ähm, ja. Ihre Vormieterin müsste bitte den Router zurückschicken."


Und ich dachte, schräger wird's nicht, aber weit gefehlt. Ich habe schließlich die geballte Tele-Kompetenz eines Weltkonzerns am anderen Ende der Leitung ... oder doch den Guido. So oder so glaubt mir die Story vermutlich kein Mensch.


"Ähm, wieso das denn? Den braucht mein Sohn doch, oder nicht?"


"Ja, schon, aber Sie können nur den Vertrag übernehmen. Leihgeräte sind von der Übernahme leider ausgeschlossen."


"Heißt was? Ich schicke Ihnen den vorhandenen Router zurück und bekomme von Ihnen dann einen identischen neuen Router zugeschickt?"


"Ja, genau. Allerdings müsste den vorhandenen Router die Vormieterin zurückschicken, weil die Retoure sonst nicht korrekt gebucht werden kann im ..."


"System. Ich weiß."


Herr, schmeiß Hirn vom Himmel. Wie bekloppt ist das denn?


"Kannn sie ihn auch mailen?", frage ich. "Das geht schneller."


"Äh, nein. Wir bräuchten das Gerät schon per Post."


Schade, das hat sie jetzt doch gemerkt. Aber egal ... einen hab ich noch ...


"Kutsche oder Schiff?"


"Das geht beides ..."


Immerhin hat die Frau Humor ...

Mal sehen, wann die Telekom den Murmeltiertag fortsetzt ... Quelle: Shutterstock


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