top of page
AutorenbildMilaidin

Weiß Wurst is

Aktualisiert: 23. Aug. 2020

Das dreckige Dutzend meiner aufmerksamen Leser – sehr viel mehr sind es nämlich nicht – erinnert sich vielleicht noch an meine Rollenspielgruppe, dieses Konglomerat wundersamer Einzelschicksale, das sich seit nunmehr 30 Jahren regelmäßig trifft, um alte Freundschaften zu pflegen und dabei Orks, Dämonen, Teufeln, apokalyptischen Reitern oder ähnlichem Gesocks ordentlich in den Arsch zu treten.


Aber wer sind eigentlich diese glorreichen Sieben, die unverdrossen ausziehen, um ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren?


Tja, einer von ihnen ist Daragan, ein Zauberer, der zwar stets dienstbeflissen eine Schultüte auf dem Kopf trägt wie seinerzeit Petrosilius Zwackelmann auf dem Weg nach Buxtehude, hinsichtlich seiner magischen Kompetenz allerdings in einer Liga mit Rincewind, einem Orang-Utan und seinem Alter Ego Oliver spielt, in dessen Wohnung wir für gewöhnlich spielen dürfen ... oder müssen, das liegt ganz im Auge des Betrachters, und der hat – wie wir Rollenspieler wissen – ja bekanntlich mehrere.


"Oliver" ist natürlich nicht Daragans richtiger Name. Würde ich den nämlich in diesem Blog, verwenden, würde er mich umgehend über die DSGVO aufklären, mir einen abendfüllenden Vortrag über Datensicherheit, die Deutsche Bahn und den tragischen Hungertod von Schrödingers Katze halten, mir dann in einfachen Worten die Baryonenassymmetrie erklären und mich schließlich – mit einem freundlichen Verweis auf seine Persönlichkeitsrechte – kurzerhand verklagen.


Die anderen Jungs sind da zum Glück viel entspannter. Chris, Chico, Britt, Bernardo, Harry und selbst Vin kämen nie auf die Idee, sich über die Nennung ihrer echten Namen aufzuregen. Und verklagen würden sie mich deshalb schon gar nicht, aber nachdem es in diesem Artikel um den Oli geht, nenne ich ihn – zu seiner eigenen und meiner Sicherheit – einfach "Marquis von O" … das ist zwar nicht sonderlich geist-, aber immerhin vergleichsweise kleistreich.


Der Marquis ist – wie soll ich ihn beschreiben – eine drollige Kombination aus Sheldon, Leonard, Raj und Howard mit dem sympathischen Lachen von Beavis UND Butthead – ä-hö-hö-hö-hö –, der sozialen Kompetenz von Temperance Brennan und dem geballten Erkenntnishorizont von Encyclopædia Britannica, Brockhaus und Willi wills wissen.


Ein echter Universalgelehrter eben, vollgestopft mit gefährlichem Halbwissen, der unserem Architekten den Bau von Häusern und unserem Chirurgen die korrekte Durchführung einer Lumbalpunktion erklärt. Und vermutlich würde er Michael Ande ohne zu zögern darauf hinweisen, dass seine kurze Geschichte der Zeit wenig durchdacht und per se totaler Humbug ist ... gefährliches Halbwissen eben.


Praktisches Beispiel gefällig? Na klar. Vor unserem letzten Spiel hatte unser Chirurg und Vegetarier ein Weißwurstfrühstück angeregt, was an sich schon absurd ist, vom Rest der Truppe aber goutiert und streng tautologisch für gut befunden wurde. Dr. Seitan selbst hat dann zwar irgendwelche Tofuwürstchen gelutscht, aber das ist eine andere Geschichte. Viel wichtiger ist an dieser Stelle der Umstand, dass der Marquis einer dieser Hardcore-Junggesellen ist, die selbst Wasser anbrennen lassen. Auf das Warum angesprochen, würde er wohl sagen, weil er es kann. Ä-hö-hö-hö-hö.


Auf den Einwurf, Würste aller Art würde man in kaltes Wasser legen, um sie dann zusammen mit selbigem zu erhitzen, da sie – die Würste – andernfalls platzen, reagierte der Marquis mit dem Hinweis auf den deutlich besseren Wirkungsgrad bei der Erhitzung von Wasser mittels eines Wasserkochers ... und warf 20 unschuldige Weißwürste, die ihm nichts getan hatten, mit einer eleganten Rückhand in das sprudelnde Wasser, das vermutlich selbst Nudeln, Reis und einen Trabbi in Sekundenschnelle zersetzt hätte.


Und so hat unser Gruppendexter – dieser seltsam sympathische Psychopath – ein Kalbsbrätmassaker veranstaltet, das zwischen Berchtesgaden und dem Weißwurstäquator seinesgleichen suchen dürfte. Aber geplatzt müssen die Würste in letzter Sekunde sein, weil in den ersten neun Minuten ihrer Hinrichtung war gar nichts ... ä-hö-hö-hö ...


Glücklicherweise hatte der örtliche Metzger noch nicht geschlossen ...

Und schwupps war unser Traum von Weißwürsten erst mal geplatzt ... Quelle: Robert Böck

















42 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Der kleine Nephromuk

Neues vom Nerdpol

Comments


bottom of page