Ludwig van Beethoven wäre in diesem Jahr – ähnlich wie seine Kumpels Georg Wilhelm und der andere Friedrich, der nach der Fertigstellung der deutschen Untertitel für Antigone ja bekanntermaßen den Verstand verloren hat – 250 Jahre alt geworden und hätte eigentlich seinem Schaffen entsprechende Festivitäten verdient. Es ist in Deutschland schließlich eine lieb gewordene Tradition, sein kulturelles Erbe zu hegeln und zu pflegen.
Ich fürchte nur, besagte Festlichkeiten werden angesichts des drohenden Weltuntergangs wohl ebenso ausfallen wie seinerzeit der Karneval wegen des Golfkrieges. Und ich wollte mir gerade ein neues Kostüm töpfern ... tolles Timing, Alter.
Ist doch wahr. Als hätten wir nicht schon genug Probleme. Was ist denn aus Boris Johnson und dem Brexit geworden? Interessiert keine Sau. Und Donald Trump? Wenn der droht, irgendwo einzumarschieren, drücken mittlerweile doch alle auf Schlummern und träumen noch mal neun Minuten von Zuckerwatte und George Double-Ju. Der war wenigstens ein Psycho mit Prinzipien: Saddam hat Giftgas! Nö, hat er nicht! Echt jetzt? Egal, hauen wir ihm einfach trotzdem eine aufs Maul. Ist ohnehin viel zu stabil neuerdings, der Mittlere Osten. Und der Trump? Der weiß vermutlich nicht mal, wo der Mittlere Osten liegt. Irgendwo bei New York halt ...
Ganz großartig finde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch den türkischen Vorzeigedespoten Erdogan. Dieser bekennende Spaßvogel vom Bosporus hat ernsthaft einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Vergewaltigern Straffreiheit zusichert, wenn sie ihr Opfer anschließend heiraten … sofern es noch lebt, nehme ich an! Das finden die betroffenen Frauen sicher total knorke und die Pille danach gibt's recepfrei. Egal, was der Mann raucht, ich will die Familienpackung! So was kannst du dir nicht ausdenken ... genau wie damals den Spanier mit dem sprechenden Namen – Carles Puigdemon. Herrlich. Sein Umsturz ist zwar gescheitert, aber immerhin war sein Name Programm.
Ach ja, und wo ist eigentlich die mediale Klimadiskussion geblieben? Abschmelzende Polkappen? Abgeholzte Regenwälder? Fridays for Future? Greta Thunberg? Who gives a fuck? Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff und die Kapelle spielt weiter ... Klimakatastrophe wurde von höchster Stelle abgesagt – Davos noch Schnee gibt – oder wenigstens auf unbestimmte Zeit verschoben. Und wenn dann eines schönen Tages der erste tote Eisbär im Hafen von Tripolis treibt, schieben wir's einfach einem Schleuser in die Migrantensneakers. Das Leben kann so einfach sein.
All das und weit schlimmere Katastrophen wie das Noro-Virus, Fukushima und Andreas Scheuer haben wir dank unserer ausgefeilten Überlebensstrategien weitgehend schadlos überstanden, aber dann kam, sah und siegte ER – das korrekte Personalpronomen kommt an dieser Stelle irgendwie nicht gut – der CORONA-VIRUS!
Mwahahahaaaaa! Imperial March ab ...
Ein unfassbar tödliches Virus (im Fließtext klappt's auch mit den Pronomen), geboren auf den dunklen Märkten Chinas, das nun auch in Deutschland wütet und ähnlich wie die Pest, der Zweite Weltkrieg und die Spanische Grippe eine Schneise der Zerstörung durch ...
Moment, das ist der Artikel für die Bild. Sorry. Mein Fehler. Ähm, also. Wo war ich? Sechs (Stand: 19:16 Uhr) Infizierte in Bayern. Ausgerechnet! Und das obwohl sich der Bayer vor dem Pinkeln immer die Hände wäscht und brav in sein Stofftaschentuch niest, bis es knistert. Natürlich wurden die Opfer umgehend – vermutlich von der Luftwaffe – aus den deutschen Corona-Epizentren ausgeflogen und isoliert. Das ist doch beruhigend, wobei ich mir schon den präventiven Einsatz von Napalm gewünscht hätte. Mit so einer Seuche ist schließlich nicht zu spaßen.
Wobei ... aktuell sind in China etwa 200 Menschen am Corona-Virus gestorben. Das ist für die Leute zwar ausgesprochen unangenehm und gewiss auch ärgerlich, aber wenn man bedenkt, dass die gute alte Influenza in der Saison 2017/18 allein in Deutschland 25.000 Menschen dahingerafft hat – erschreckend, was Katzenvideos und Schminktipps anrichten können –, ist das bevorzugte neue Schreckgespenst der Boulevardpresse im Augenblick doch ein eher kleines Licht. Ein Underdog, wenn man so will. Wie damals Rocky, bevor er Apollo auf die Bretter geschickt hat – kaum zu glauben, dass Letzterer mittlerweile hinter Baby-Yoda her ist, aber das nur am Rande.
Anstatt dem boulevardschen Beispiel zu folgen und in Panik zu geraten, habe ich dem Virus allerdings eine fröhliche Weise gewidmet, weil mich das irgendwie beruhigt und den kleinen Racker ein bisschen menschlicher macht ...
Ooh, my little pretty one, my pretty one When you gonna give me some time, Corona Ooh, you make my motor run, my motor run Got it coming off o' the line, Corona
Never gonna stop, give it up, such a dirty mind I always get it up, for the touch of the younger kind My, my, my, aye-aye, whoa! M-m-m-my Corona
So, jetzt melde ich noch kurz mein Auto ab – meine Standheizung ist nämlich von Webasto – und harre der Dinge, die da – wenn man seriösen Medizinern glaubt – nicht kommen.
Aber was wissen die schon. Genauso wenig wie ich ... wieder mal ...
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