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AutorenbildMilaidin

Venedig sehen und stammeln

Aktualisiert: 29. Aug. 2019

Gestern waren wir in Venedig. Ein Tag Individualtourismus mit etwa 20.000 Gleichgesinnten, die von riesigen Kreuzfahrtschiffen in die Lagunenstadt gekippt werden.


Erste Station Markusplatz. Zwei Espresso für 23 Euro und ein kleines Wasser für 11 Euro. Kann man machen, muss man aber nicht. Hab eh keine Lust auf Kaffee. Das Witzige dabei ist, dass man denselben Espresso an der Bar IM Cafe für 1,50 bekommt. Super Sache, wenn man es weiß, sagt einem nur niemand. "Man bezahlt schließlich nicht für den Kaffee, sondern für die Lage." Ist klar. Scheiß Venezianer. Seit Marco Polo nichts mehr gerissen, und dann solche Töne spucken.


Glücklicherweise muss man sich nur hinter dem Markusplatz in die Gassen schlagen, um für normales Geld zu essen und zu trinken. Man sollte allerdings darauf achten, dass man nicht zu weit läuft. Landet man nämlich in einer Pizzeria an der Rialtobrücke, heißt es ZONK, gehen Sie nicht über Los, legen Sie ihre Karte vor und zahlen Sie für die Lage.


Aber egal, wir sind erst mal Schaufenster bummelnd durch die engen Gassen Venedigs geschlendert – na ja, um ehrlich zu sein, haben wir uns von Heerscharen von Chinesen – oder Japanern, keine Ahnung, die sehen für mich alle gleich aus, weil ich ein doofer Europäer bin – durch die Gassen schlendern respektive schieben lassen.


Und was es da alles gibt. Masken in allen Größen und Ausführungen. Pinocchios in allen Größen und Ausführungen. Von venezianischen Kunsthandwerkern in liebevoller Handarbeit angefertigte Armbänder in allen Größen und Ausführungen. Edelste Souvenirs aus Murano-Glas in allen ... ihr wisst Bescheid. Irgendwann hatten wir dann Hunger und sind in eine relativ abseits gelegene Pizzeria eingefallen. Ein absoluter Tipp übrigens für Venedig. Weg von den Touristenströmen, zweimal abbiegen, über Los gehen und richtig preiswert und gut essen. Wenn der Laden dann auch noch voller Italiener ist, umso besser.


Ich habe also wie gewohnt mit vielen Ööhs und Aaaahs auf Italienisch bestellt und alles lief bestens. Der Kellner, ein stattlicher Italiener um die 60, war sehr zuvorkommend, hat langsam mit mir gesprochen, keine blöden Gegenfragen gestellt, und dezent dafür gesorgt, dass ich mich fühlte wie Gott in Italien.


Aber dann musste ich natürlich einen Fehler machen – oder der Kellner, wie man's nimmt. Auf meine Bestellung "Un altra Coca Cola per favore" hat mich dieser – wie ich mittlerweile weiß – in KASSEL geborene Vollpfosten in lupenreinem Deutsch gefragt: "Soll ich Ihnen noch etwas Eis dranmachen?"


"EIS DRANMACHEN"? Geht's noch? Toll, endlich war ich mal wieder DER Lacher am ganzen Tisch, nur weil dieser pseudo-italienische Hochstapler besser Deutsch spricht als ich. Mein Gesicht war unbezahlbar, hieß es, und dass ich so doof gekuckt habe ... mwahhaha ... ich lach mich tot.


Nächstes Jahr fahre ich nach Rumänien oder Pakistan ...


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