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AutorenbildMilaidin

Tischreservierung auf Italienisch

Aktualisiert: 21. Aug. 2019

Ich bin mal wieder verwirrt. Gerade bin ich zu unserem Lieblingsrestaurant geradelt, um einen Tisch für fünf Personen zu reservieren. Das muss man nämlich seit heute, weil neben den Deutschen – die ihre teutonischen Astralkörper ab dem zweiten Urlaubstag in klassischem Golden-Gate-Rot am Strand präsentieren – nun auch noch die Italiener wie die Heuschrecken über die Insel herfallen.


Das kann man ihnen zwar nicht wirklich vorwerfen (ist schließlich ihr Land und außerdem ist am Donnerstag Ferragosto, da hat ganz Italien frei), aber bis gestern war es auf der Insel dann doch deutlich beschaulicher.


Ich bin also wie gesagt zur Pizzeria geradelt und gleich zur Rezeption gelaufen, um besagten Tisch zu reservieren. Vor mir in der Reihe stand ein eindeutig deutsches Ehepaar, das offenbar einen ähnlichen Plan hatte. "Buona sera", grüßt die Dame hinter dem Tresen meine Landsleute freundlich. "Tach", grüßt der Mann zurück. "Einen Tisch. Zwei Personen. Acht Uhr. Draußen." Der Mann wusste offensichtlich, was er will. Ist vermutlich Offizier bei der Bundeswehr oder Zumbatrainer.


Die für die Tischvergabe zuständige Dame hat ihn daraufhin freundlich angelächelt und ihm im breitesten Italienisch erklärt, dass sie heute restlos ausgebucht seien und sie leider keinen Tisch mehr für die beiden hätte. Ab 11 vielleicht, hat sie dann noch ergänzt, um Officer Silberhaar (der gemeine Deutsche speist ja eher früh) den Rest zu geben.


"Und tschüss", denke ich mir. Hätteste mal auf Italienisch oder wenigstens freundlich gefragt, Alter. "Buona sera", begrüßt die Herrin über Tisch oder oder Nicht-Tisch nun mich. "Buona sera", antworte ich. "Hanno una tavola per cinque persone?"


"Si certo. Fuori o dentro?" Argh, eine Gegenfrage. Aber die kann ich kontern. "Fuori per favore." Ha. Touché! Natürlich wollen wir draußen sitzen. "Um wie viel Uhr?" Verdammt, sie hat mich enttarnt. Dabei war ich doch so gut. "Eight o'clock", sage ich. Denkt die ernsthaft, nur sie kann ungefragt einfach die Sprache wechseln?

"Oh, I'm sorry!" Yes, she can. "We are full atte eighte." Shit, dabei lief es bis jetzt so gut, aber wenigstens hat sie einen fiesen italienischen Akzent. "Maybe half past eight?", starte ich einen zweiten Anlauf. "No, but would it be possible, Sie komme früher?" Mann, die Frau spricht sogar drei Sprachen in einem Satz! Eine echte Tourismusexpertin. Hammer!


"Si certo", wechsle ich wieder in die Urlaubssprache meiner Wahl, woraufhin sie sich flugs meinen Namen notiert – na ja, zumindest ansatzweise – und mir einen Zettel mit der Tischreservierung reicht.


Um 19:50 gehen wir essen ... und ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache ...

Leider bekomme ich auch für diese Nennung kein Gratisessen ...



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