Tag 1
Ich stehe in der Kleintierabteilung des hiesigen Dehners. War nicht mehr hier, seit die Bundesregierung von Hamsterkäufen abgeraten hat. Kam mir eigentlich entgegen. Ich hasse Hamster, aber irgendwas muss der Mensch ja essen, und beim Rewe gibt's schon seit Wochen keine Nudeln mehr ... und der Pfeffi ist auch aus. Tja, aber wie zu erwarten, sind die Hamster alle. Egal. Hab ja noch acht. Vielleicht entspannt sich die Lage ja bis nächste Woche. Nehme ich halt ein Ananaspflänzchen mit ... Modell "Corona". Immerhin haben sie Humor beim Dehner.
Tag 2
Scheiß Sodbrennen. Mein Magen steht mit dem Gläschen Sagrotan, das ich neuerdings vor, während und nach jeder Mahlzeit zu mir nehme, irgendwie auf Kriegsfuß. Oder es liegt am Hamster. Vielleicht sollte ich mich beim Allergologen bei Gelegenheit auf eine mögliche Nagetierunverträglichkeit testen lassen. Dabei hab ich's eh noch gut. In China ist neulich ein Sack Reis umgefallen und dann wurde der erste Hund positiv auf Corona getestet. Darf der dann jetzt nur noch ins Wohnzimmer kacken? Ich beneide sein Herrchen nicht.
Tag 3
Ich verfolge den 23. Wahlgang in Thüringen, während ich meinen Hamster Süß-Sauer genieße. Und wieder was gelernt: Wird man in Deutschland nicht zum Ministerpräsidenten gewählt, spielt man die beleidigte Leberwurst und wiederholt die Wahl einfach, bis man schließlich doch gewählt wird. "Thüringer Weg" nennt sich das ... oder linke Tour ... je nachdem ... immer wieder lustig, was die im Osten der Republik alles aushöcken ...
Tag 4
Deutschland schließt wegen des Corona-Virus einen Kindergarten in der Marktgemeinde Oberkleinfurzing, was die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile "Dieses verfluchte Virus" kommentiert. Ich bin kurz betroffen, schließe die acht Kinder in meine Gebete ein, niese verantwortungsbewusst in meine Armbeuge, exe ein Gläschen Sagrotan und sehe mir dann gemeinsam mit 70.000 begeisterten Fans im Stadion das Pokalfinale in Berlin an.
Tag 5
Ich musste heute zum zweiten Mal seit gestern niesen, mein Hals kratzt und der Argan in mir beginnt langsam zu hyperventilieren, weil Kalifornien angesichts 53 bestätigter Corona-Infektionen den Ausnahmezustand verhängt hat. Ein längst überfälliger Schritt, wenn man bedenkt, dass in Kalifornien gerade mal 39 Millionen Menschen leben. Auf den Schreck gönne ich mir erst mal einen Hamster Marengo ...
Tag 6
Die WHO um Pete Townshend und Roger Daltrey ist zutiefst beunruhigt wegen des Corona-Virus, der ESC wird wegen eines infizierten Mitarbeiters möglicherweise abgesagt und Borussia Dortmund fliegt aus Sicherheitsgründen mit einer eigenen Maschine zum Champions-League-Spiel im Parc des Princes. Das Team von Paris St. Germain reist mit der Trambahn an, und die 50.000 Fans im Stadion wurden von der Coronapolizei vermutlich eingehend untersucht. Ich für meinen Teil werde mir jetzt meinen drittletzten Hamster backen.
Tag 7
Samuel Koch saß mit einer infizierten Person beim Abendessen, weshalb die Bild "Riesen-Angst um den querschnittsgelähmten TV-Star hat". Wir halten fest: Wenn man bei einem waghalsigen Stunt den Reeves gibt und sich das Genick bricht, gilt man inzwischen schon als TV-Star! Okay, von mir aus. Japan meldet mehr als 1000 bestätigte Coronafälle. Die Olympischen Spiele in Tokio sind natürlich nicht gefährdet. Klar, wer mit dem Fackellauf in Fukushima beginnt, ist virologisch vermutlich eher schmerzfrei.
Tag 8
Während ich mir meinen letzten Hamster in die Pfanne haue, atme ich erleichtert auf. Im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos eskaliert die Situation. Ich frage mich, was dort wohl über dem Eingangstor steht ... "Du kommst nicht vorbei" vielleicht? Und der sympathische Despot vom Bosporus droht, den Flüchtlingspakt mit der EU aufzukündigen. Damit ist die nächste Flüchtlingskrise in trockenen Tüchern und in spätestens zwei Wochen kräht kein Hahn mehr nach dem Coronavirus.
Außer dem Spahn vielleicht, aber der braucht schließlich ein Thema, um die Welt vor der zweiten Merzrevolution nach 1848 zu bewahren, wenn er Kanzler werden will, der Jens.
Ich fahr jetzt erst mal zum Dehner. Sicher ist sicher ...
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