Ich habe heute per trendiger Videokonferenz mit drei alten Freundinnen geplaudert, die ich angesichts der immer noch nicht abgeschlossenen viralen Durchseuchung unserer bunten Republik seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte. Und was sind die drei angefressen. Wow. Während Bibi und Willow dem heutigen Abend noch relativ entspannt entgegensehen, würde die gute alte Muhme Rumpumpel am liebsten Haseloffs Firebird abfackeln, um ihm wegen der Mundschutzpflicht für den jährlichen Hexentanz am Blocksberg einen kleinen Denkzettel zu verpassen. Das ist aber auch ein harter Brocken ...
Dabei sind die drei noch relativ liberal. Die böse Hexe des Westens – wenn man so will übrigens auch eine geborene Hamilton ohne Weichzeichnungshintergrund – ist nach allem, was man so hört, nämlich völlig außer sich und schäumt vor Wut. Nachgerade grün vor Zorn soll sie sein, meint Bibi, wobei nicht ganz klar ist, ob ihr nach einem Kurztrip nach Kansas und dem abendlichen Genuss einer Pulle Kloreiniger einfach nur übel ist. Dorothy konnte ich nicht fragen, denn die ist nach Diktat verreist ...
Wobei ich die Enttäuschung der zaubernden Zunft angesichts der neuerlichen Verlängerung der Coronamaßnahmen bis zum 10. Mai ja durchaus nachvollziehen kann. Mir macht es in der heutigen Freinacht schließlich auch nur halb so viel Spaß, den Gullydeckel vor der Haustür meines Nachbarn zu verstecken, wenn ich weiß, dass Letzterer das Haus angesichts der Ausgangsbeschränkung ohnehin nicht verlassen wird.
Und Autos mit Klopapier einwickeln? In der heutigen Zeit unvorstellbar. Das wäre ja fast schon dekadent. Eine Ohrfeige für die Alten und Arroganten, die es zu Beginn der Krise verabsäumt haben – und dieses Wort verwende ich nur weil ich es a) kenne und b) total knorke finde –, sich rechtzeitig und in ausreichender Menge mit diesem in unserer postapokalyptischen Zeit so kostbaren Zellstoff einzudecken.
Aber zurück zum Blocksberg. Die DHL – also die Deutsche Hexenliga – hatte ja, was viele nicht wissen, eine Sondergenehmigung für die Ausrichtung der jährlichen Walpurgisnacht beantragt und einen Corona-Plan vorgelegt, dem ein "sehr ausdifferenziertes medizinisches Konzept in Verbindung mit einem sehr umfassenden Organisationskonzept" zugrunde liegt. Hm, das hätte jetzt auch der Seifert von der DFL sagen können.
Uuuuuups, das hat er ja TATSÄCHLICH gesagt. Geht's eigentlich noch? Ich stehe wie ein Vollhorst ohne glühende Kohlen mit meinem türkisen "Hoamat"-Mundschutz beim Metzger, kann den örtlichen Tennisplatz wegen des Sportstättenverbots nicht für die Saison vorbereiten, darf mich nicht mit zwei Freunden gleichzeitig auf ein Bier treffen, ohne wenigstens einen zuerst zu aportieren oder zu heiraten, ABER IN DER BUNDESLIGA SOLL DER BALL AB ANFANG MAI WIEDER ROLLEN?
Bis vor zwei Wochen wären für diesen verwegenen Gedanken noch KÖPFE gerollt, aber garantiert keine Bälle. Wobei das Ganze sicher spannend wird. Kriegt man für das Zerren am Mundschutz eigentlich die gelbe Karte? Oder ist das im Strafraum sogar ein rotwürdiges Vergehen, das mit einer Freistoßstrafe von nicht unter zwei Wochen geahndet wird? Man weiß es nicht, und irgendwie ist es vermutlich auch egal.
Seufz, wieso verstehe ich das alles nicht? Manchmal wäre ich echt gerne ein Happy Hippo, eine Gelbwurst oder eine Hanswurst wie der Dodo in Washington. Dann würde ich einfach täglich meinen Meister Proper schlürfen, per Twitter China auf Schadenersatz verklagen und wirres Zeug reden ...
Darauf einen herzhaften Schluck aus der WC-Ente. Von Meister Proper bekomme ICH nämlich Reflux ...
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