Allen Lesern, die sich fragen, warum ich NACH den Feiertagen ausgerechnet DIESEN Artikel poste, sei verraten, dass ich ihn eigentlich für Heiligabend terminiert hatte. Aber mal ganz ehrlich ... an Heiligabend um 20 Uhr hätte vermutlich kein Mensch mein Gesülze gelesen. Also habe ich es auf den 25. verschoben, mit meinen Wurstfingern aber offenbar auf den 27. geklickt, was mich wiederum bemüßigt hat, dieses Vorwort zu schreiben. In diesem Sinne: Stellt euch vor, heute wäre vorgestern ... und frohe ... ach, egal ...
Ich schmücke gerade den Christbaum, obwohl das hinsichtlich der politischen Correctness vermutlich total oldschool und uncool ist. Meinem Winterfestbaum dürfte das allerdings ziemlich egal sein, denn der ist ja seit geraumer Zeit tot und regt sich nicht sonderlich darüber auf, zum Lamettaständer degradiert zu werden.
Wobei wir auch schon beim nächsten Problem wären: Lametta. Ich kann mich noch erinnern, dass mein Opa in den 80-ern nicht seinen Christbaum mit Lametta geschmückt, sondern zwischen seine gefühlten 22 Kilo Lametta grüne Zweige gesteckt hat. Sein Baum bestand nämlich irgendwie NUR aus Lametta. Würde das ein moderner Post-Lamettarier sehen, bekäme er vermutlich Schnappatmung und eine Instant-Bleivergiftung. Mir hat's trotzdem gefallen und mal unter uns Pastorensöhnen: Es bestand doch nie der Zwang, das Zeug zu essen.
Während im Hintergrund eine Weihnachts-Playlist vor sich hindudelt, die nicht davor zurückschreckt, nach "Winter Wonderland" und "Let it snow" (beides in der Version von Frank Sinatra) "Es ist ein Ros entsprungen" – Pferde sind meines Erachtens übrigens ebenso wenig intelligent wir Katzen, aber das nur am Rande – in der Interpretation der Regensburger Domspatzen rauszuhauen, frage ich mich, woher sie kommt, diese Abfolge ... Sinatra und die Domspatzen. Das passt doch irgendwie nicht zusammen.
Frankieboy hatte zwar angeblich was mit der Mafia, aber meines Wissens nie etwas mit kleinen Jungs. Egal, ist ja schließlich Weihnachten, da drückt man schon mal ein Auge zu, während man mit "Der kleine Lord" (dreimal in der ARD) und "Drei Nüsse für Aschenbrödel" (dreizehnmal zwischen Heiligabend und dem 6. Januar) aufs Christkind wartet – dabei krieg ich die Melodie schon nach dem ersten Sendetermin nicht mehr aus den Ohren, aber süß war sie schon, die Libuše, meine erste große Liebe ... sogar in schwarz-weiß.
Schwarz-weiß deshalb, weil ich als Kind mit einem eher farbarmen Kofferfernseher – ja, das gab es tatsächlich – auf besagtes Christkind warten musste. Und zwar NUR auf das Christkind. Zappen war nicht. Der Televisionskübel hatte nämlich a) keine Fernbedienung und b) einen geräuschvollen Drehregler für schlappe drei Programme ... Klack, Klack und Klack. Je nach Ausrichtung der Antenne konnte man sogar dreimal dasselbe Programm einstellen, was im Umkehrschluss heißt, dass "Der kleine Lord" in meiner Kindheit theoretisch nicht drei-, sondern neunmal ausgestrahlt wurde.
Hach, das waren noch Zeiten ... ich vor dem Kofferfernseher, meine Mutter in der Küche beim Würstchen Brutzeln, mein Vater "in der Arbeit" und das Christkind mit seinem Kumpel Klaus im verschlossenen Wohnzimmer heftig am Schmücken und Geschenke deponieren – schließlich musste am Abend alles fertig und festlich sein.
Gesehen habe ich das Christkind übrigens nie, weil es schlauerweise immer rotes Tonpapier vor das Schlüsselloch geklebt hat, das listige Bürschchen ...
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