top of page
AutorenbildMilaidin

Der kleine Nephromuk

Letztlich ist so ein Nierenstein ja nichts anderes als ein Kristall, habe ich mir von einem Schildnöck meines Vertrauens sagen lassen. Hätte also Uschaurischuum den kleinen Nephromuk – wie ich meinen mittlerweile abgängigen Nierenstein taufen durfte, als ich ihn als Talsperre nach Tirol verkauft habe – nicht gebraucht, um den Kristall der Ewigkeit herzustellen, hätte sich Mittlerer wohl nie entschlossen, dem vergleichsweise alpinen, also hoch gelegenen, Nierenbecken in der dritten Etage links zu entsteigen, um auf der Harnleiter nach unten zu klettern und auf der Straße nach Süden ins filtrierte Keramien zu reisen.


Klonk.


Vor dem Grenzübertritt nach Keramien standen auf dem Weg in das vermeintlich rettende Krankenhaus allerdings neben Schmerzen, die weder Sursulapitschi noch Lormoral – um bei obiger Geschichte zu bleiben – interessiert haben, mehrere gescheiterte Fluchtversuche meinerseits, nachdem sich alle Versuche, den schmerztechnisch zum Scheinriesen mutierten Ureterroristen auszusitzen, als drittgrößte Pleite seit dem Russlandfeldzug und zweitgrößtes Debakel seit der Corona-Impfstoffbeschaffung der EU erwiesen hatten.


Von wegen Kalzium ist gesund ... eine Turtur war das ... und bevor sich irgendein promovierter Schlaubischlumpf wegen der vermeintlich falschen Schreibung von Calcium echauffiert ... der Käsar und der Kikero sind auch in den Kirkus gegangen, wenn mein Lateinlehrer seinerzeit nicht total auf dem Holzpferd war ... oder so.


Ich sollte an dieser Stelle vielleicht für alle Laufkunden, die Suppenkasper nicht gelesen haben, erwähnen, dass ich eine natürliche Abneigung gegen Krankenhäuser habe, seit ich aus diversen wissenschaftlich fundierten Dokumentationen wie Emergency Room, Greys Anatomy und Bergdoktor weiß, dass ich zwar mit einem Harnleiterstein EINgeliefert werde, besagtes Etablissement allerdings nach einer eingehenden Thorax-Drainage mit anschließender Lumbalpunktion und einer Lobotomie zwischen 5 Uhr-Tee und Abendessen mindestens mit einem Hodgkin-Lymphom, Chorea Huntington oder – AHHHHHHHH – Lupus wieder verlassen werde ... allerdings nicht dem netten kleinen Wolf, dem Cowboys nach einem langen Ritt ihren Gang verdanken, sondern dem GROSSEN bösen Wolf, den nicht mal die Doktoren Seltsam und Frankenstein heilen könnten


Allein Doktor Hoffman wäre nach Gabe eines Sedativs vermutlich dazu in der Lage, aber die bekommt im Juli a) einen eigenen Artikel in der Kategorie "Hall" of Fame und ist an dieser Stelle b) nicht wichtig, weil sich vermutlich nicht wenige Leser gerade fragen: "Who the f* is Dr. Hoffman?" Tja, aber wie sagte schon der Vater zu seinem Stammhalter ... die Welt ist grau, Sohn ... womit ich mich in einem einzigen Absatz doch tatsächlich zur Lösung der Hoffman-Frage gekalauert habe ...


Abgesehen davon habe ich allerdings schon als Jugendlicher den Hypochondrischen Eid geschworen, der mich dazu verpflichtet, mich selbst bei der kleinsten Erkältung über die Umstände meines zweifellos nahenden Todes zu informieren. Wenn mich also nicht obige Krankheiten dahinraffen, dann eben ein versehentlich verschluckter Leberknödel, der Unhold (nein, nicht der Rainer) oder zur Not eben Gebärmutterhalskrebs ...


An dieser Stelle sei mir ein längst überfälliger Exkurs gestattet, den ich aus Konvenienzgründen bewusst schräg, also kursiv, gestalte, damit alle Nicht-Rollenspieler den Abschnitt einfach überspringen können, ohne relevante Bestandteile dieses Beitrags zu verpassen.


Nephrolit, der: Der gemeine Nephrolit kann gerade für unerfahrene Abenteurer ein unangenehmer Gegner sein, da er als Verwandter des weitaus bekannteren Steingolems zwar (glücklicherweise) deutlich kleiner, aber nicht weniger heftig ist. Immerhin haben seine Angriffe einen Bonus von +8 auf Todesschmerz und +3 auf einen paralytischen Ileus, was auch nur sehr bedingt lustig ist. Überdies hat der Nephrolit selbst in den ersten Kampfrunden einen vergleichsweise guten Rettungswurf gegen Vertreibungen durch Kleriker und/oder andere Quacksalber.


Es liegt hier im Ermessen des Spielleiters (in diesem Fall also der Niere), Schmerzbonus und Rettungswurf an die Gesamtkonstitution des Spielers anzupassen. Darüber hinaus ist anzuführen, dass ein Nephrologe – ganz anders als beispielsweise ein Nekromant in seinem Fachbereich – besagte Nephroliten nicht beschwört, sondern bekämpft. Auch hier kann der Spielleiter mittels eines NPCs regulierend eingreifen, falls ein Kampf außer Kontrolle geraten sollte ...


Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich stolpere also wie das vergessene, halb geöffnete, Klappmesser in der Hose eines verhinderten Mafiosos in die Notaufnahme des hiesigen Krankenhauses und werde von der durchaus mindermotivierten Schwester am Empfang mit folgenden Worten begrüßt:


"Haben Sie Schmerzen?"


Tja, was soll man dazu sagen? Ich entscheide mich kurzentschlossen für die Wahrheit:


"Nein, ich wollte mich nur erkundigen, ob sie hier festkochende Kartoffeln anbauen. Das sind ja schließlich Nachtschattengewächse, und angesichts der fortgeschrittenen Stunde ... JA, NATÜRLICH HABE ICH SCHMERZEN, sonst wäre ich um diese Uhrzeit ja wohl kaum hier."


Das wiederum kann Schwester Christa, die als waschfeste Seefrau ja nicht nur einmal auf dem Traumschiff unterwegs war, keineswegs erschüttern, was wiederum zu einem unerbittlichen Nachtreten respektive Nachhaken ihrerseits führt:


"Aha. Und wie stark würden Sie die Schmerzen beschreiben ... auf einer Skala von 1 bis 10?"


Schon wieder so eine Fangfrage. Gehe ich da jetzt zu niedrig rein, schickt mich Lernschwester Elke glatt wieder nach Hause, weil sie sich lieber mit Folge 19 der Schwarzwaldklinik weiterbilden würde, als mir den Bauch zu massieren. Übertreibe ich es mit der nach oben offensichtlich nicht offenen Schmerzskala, habe ich andererseits keinen Puffer, falls es noch schlimmer wird. Ich entscheide mich im embryonal gebeugten Schmerzpoker also für einen Mittelweg ...


"Sieben ...?"


"Alles klar, meint die kranke Schwester, dann kommen Sie mal mit."


Während ich der Schwester*in also mit Klappmesserschmerzen der Stufe 7 in das Behandlungszimmer folge und unterwegs eingehend meine Knie mustere, frage ich mich, ob man das heutzutage eigentlich noch sagt ... Schwester ... wo Letzter*in doch einen Vollbart hat und laut Namensschild Jochen heißt ...


Schon lustig, was einem auf dem Weg zur rettenden Infusion alles durch den Kopf schießt, zumal ich in diesem Moment nicht wissen konnte, dass das nur der Anfang war ...


Wenn das im Vodergrund Frau Mahlzahn ist, fresse ich Molly ... Quelle: Wixx...

60 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Einspelzige Sumpfbinsen

Lockdown-Nephroliten

Comments


bottom of page