... fand ich als Konzept eigentlich schon immer albern, weil Brot nach der Applikation von Hitze in Form von Feuer in der Silvesternacht zwar brennt und stinkt, dabei aber kein bisschen knallt und schon gar keine bunten Lichter erzeugt. Bringt einem passionierten Jahresendpyromanen wie mir also keinen wirklichen Mehrwert die Idee.
Nun haben wir Deutschen aber die lustige Eigenschaft, alles, woran wir selbst keinen Spaß haben, auch anderen madig zu machen. Bleigießen zum Beispiel. Früher war dieses Spektakel fester Bestandteil nachgerade jeder Silvesterparty zwischen Berchtesgaden und Kiel – bis vermutlich irgendein Horst nach dem Genuss des Packungsinhaltes an einer Bleivergiftung gestorben ist, weil gerade kein Dr. Gruber zugegen war, der das Problem umgehend erkannt und mit einer Thoraxdrainage, einer Lumbalpunktion oder einer Gratisrunde Aktivkohle gelöst hätte.
Andererseits wurden und werden Vertreter der Generation Z im Gegensatz zu Baby-Boomern und Millennials auch nicht im zarten Alter von drei Jahren mit Eierlikör und Früchten aus der unvermeidbaren Silvesterbowle ("Aber nur die Früchte essen, Burli, gell? Für den Rest bist du noch zu klein!") schonend und umsichtig an den verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol herangeführt – wenn gerade kein Melissengeist zur Hand ist.
Mittlerweile haben wir allerdings Generation Greta, die von spaßbefreiten Totalverweigerern dazu missbraucht wird, alles zu verbieten, was irgendwann mal jemandem Spaß gemacht haben könnte. Und nein, liebe Greta-Hater, das wird jetzt kein Greta-Bashing. Ich finde Fridays for Future grundsätzlich immer noch gut, wundere mich allerdings mittlerweile über einige Fehlentwicklungen der jüngsten Zeit. Aber darüber schreibe ich mich ein andermal in Rage, heute geht es schließlich um Silvester und Raketen ...
... die (natürlich) auch in diesem Jahr verteufelt werden. Während aber früher Tiere, die Kosten, der anfallende Müll und der Lärm ins Feld geführt wurden, trumpft der moderne Misanthrop und Klimaveganer jetzt mit der unfassbar hohen FEINSTAUBBELASTUNG (ist die Wahl zum Unwort des Jahres eigentlich schon durch?) auf, die jeden ambitionierten Feuerwerker, seine gesamte Familie und alle seine Freunde noch in der Silvesternacht ins Grab katapultieren wird – vermutlich sogar schon VOR dem Wachsgießen.
Erschwerend kommt in diesem Jahr hinzu, dass wir (zumindest in Bayern) eine Inversionswetterlage haben. Sprich: Der Qualm kann nicht in die Atmosphäre abziehen, bleibt in den unteren Luftschichten hängen und – Schockschwere- und Atemnot – ich sehe schon die Tiroler, wie sie sich auf dem Kitzbühler Horn versammeln, ins Tal blicken und aufrichtig bedauern, dass alle bayerischen Hilfspyrotechniker unter 1500 Metern Höhe an ihren eigenen (aus Österreich und Polen verbotenerweise eingeführten) Raketen buchstäblich erstickt sind.
Jetzt (also morgen) haben wir nach dem Einmarsch des österreichischen Bundesheeres in das verwaiste Bayern zwei Möglichkeiten, liebe Klimaaktivisten und Tierschützer ... entweder wir verbieten wegen des Tigerkopfes ab 2021 die Ausstrahlung von Dinner for One – ein Volksbegehren, das ich durchaus unterstützen würde – oder wir treten die ganze Polemik in die Tonne und fangen stattdessen mal wieder an, mit gesundem Menschenverstand zu agieren.
Es wird schließlich niemand gezwungen, an Silvester sein sauer verdientes Geld in den Himmel zu blasen und seinen ökologischen Fußabdruck 30 Minuten lang um ein Iota zu vergrößern. Solange Polen 80 Prozent seiner Energie mit Kohlekraftwerken erzeugt, Kreuzfahrt- und Handelsschiffe mit Schweröl betankt, jährlich 30 Millionen Hektar Regenwald abgeholzt werden und kein ernsthaftes weltweites Umdenken in punkto Klimaschutz stattfindet, kann ich über ein Verbot von Silvesterfeuerwerken leider nur herzhaft lachen, aber selbst das lohnt sich nicht, weil diese Scheindiskussion ab morgen ohnehin niemanden mehr interessieren wird.
Ich werde diesen Artikel ab sofort also jährlich veröffentlichen und freue mich schon jetzt auf die alljährliche Silvesterempörung ab dem 29.12.2020 ...
Und tschüss, 2019! Bist mir lange genug auf den Sack gegangen. In diesem Sinne möchte ich allen Lesern danken, die sich diesen Blog seit Anfang Juli in schöner Regelmäßigkeit antun, und allen einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen! Mögen sich all eure Wünsche und Träume erfüllen und 2020 sich als fantastisches Jahr erweisen ... 2019 war ja irgendwie Murks, finde ich ...
Möge die Macht mit euch sein! Immer!
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