Eigentlich ist die zeitlich befristete Ausgangsbeschränkung doch halb so wild, denke ich, während ich mir mit dem Rest der dritten Flasche Brunello die Zähne putze, die ich gestern Abend aus Vernunftgründen nicht mehr geleert habe, weil mir während des heute journals die alte Weisheit von Harald Schmidt durch den Kopf geschossen ist, wonach man schon Alkoholiker ist, wenn man zu den Tagesthemen die dritte Flasche Wein köpft. Zum Glück war noch Bier da ...
Im Radio geben sie gerade die offenbar stündlich aktualisierten Infektionszahlen durch. Amerika ist – natürlich – first again, aber warum ausgerechnet der Iran auf Platz 8 der Länder mit den meisten gemeldeten Coronafällen liegt, bleibt wohl ein Rätsel. Das können schließlich nicht alles Monoschiiten sein, die im Februar noch schnell in Ischgl beim Snowboarden waren. Und falls doch, droht ein neuerliches islamisches Schisma zwischen Schiiten und den vermutlich eher dem Strandurlaub – oder Zonk – zugeneigten Sunniten.
Aber zurück zum Brunello und Harald Schifferle-Schmitd. Letzterer ist – für die Jüngeren unter uns – ein ähnlich begnadeter Schauspieler wie George Lazenby, der gleichnamige Hamilton, der nie überwunden hat, dass er keine zärtlichen Cousinen hatte, und Donald J. Trump, dieser latent Soziopathische, Asoziale, Rassistische und Selbstdarstellerische – die Farben sind ein Service des Hauses – Bronchialvirus der ersten Generation, der mit der intellektuellen Spannkraft seiner Statements – denn schönes Haar ist ihm gegeben – ein ums andere Mal beweist, dass er ein unfassbar intelligentes Gemälde im Keller haben muss.
Aber hatte ich mir nicht geschworen, nichts mehr über Dodo zu schreiben? NEIN. Eigentlich nicht, aber viel interessanter (und bewegender) ist doch folgender Beitrag, mit dem mich die Bild beinahe zum Weinen gebracht hätte ...
"MEDIZINSTUDENTIN MAIKE AUF PAZIFIKINSEL GESTRANDET!"
Gleich kommen mir die Tränen. Ähnlich wie beim Lothar, der der sich neulich per Privatjet aus Dubai ausfliegen lassen musste … vom ungarischen Außenminister. Ich bin erschüttert, zumal miir langsam der Kaviar ausgeht. Zum Glück ist wenigstens der Spargelnachschub gesichert, seit sich mein Sohn – seines Zeichens Student im ersten Lehrjahr, den Corona gerade drei erfüllende Studienmonate am Chinesischen Turm und am Flaucher kostet – als Spargelstecher und Erdbeerpflücker in der katholischen Diaspora von Altötting verdingt.
So viel zum Thema "München leuchtet", Thomas. Mann, ist das alles bitter, umso erbaulicher ist obiger Artikel, den man mit ähnlicher Gravitas vortragen muss, wie das RKI in der täglichen PK – wenn das nicht trendy klingt, weiß ich auch nicht – die aktuellen Coronazahlen ...
"Am 20. Februar flog Medizinstudentin Maike Johannhörster (29) aus Hopsten-Schale (NRW), die im achten Semester Medizin studiert, von Frankfurt/Main auf die Südpazifikinsel Rarotonga."
Alter, das kannst du dir nicht ausdenken. "Medizinstudentin Maike Johannhörster aus Hopsten-Schalte strandet auf der Insel Rarotonga." Und das Robert Koch Institut kauft die aktuellen Coronastatistiken bei Graf Zahl für 'nen Appel und 'n Ey, während Dodo Trump seinen "abtrünnigen" Gouverneuren mit der Tatsache droht, "Meuterei auf der Bounty sei schon immer einer seiner Lieblingsfilme gewesen".
Wobei ich das wiederum fast zum Laughton und nachgerade beruhigend finde, weil der sympathische Vollpfosten der Herzen offenbar übersehen hat, dass die Bounty seinerzeit vergleichsweise früh blighfrei gesegelt ist. Aber zurück zu Maike. Die hat in ihrer wahrlich misslichen Lage auf Rarotonga nämlich Henry kennengelernt, einen Einheimischen, und ...
"Er hat uns gezeigt, wie man Kokosnüsse erntet. Die haben wir an Ostern statt Eiern bemalt und versteckt. Wir machen das Beste aus der Situation."
Auch das muss man natürlich mit der entsprechenden Gravitas in der Stimme lesen, sonst macht das Ganze nur halb so viel Spaß, wobei ...
"Weil es in der Herberge kein Backgammon-Spiel gibt, malt einer der Touristen ein Feld auf ein Blatt Papier. Tagsüber spielen die jungen Reisenden gerne Minigolf. Abends kochen sie gemeinsam und spielen Gesellschaftsspiele wie Halma oder Cluedo."
Ist das nicht rührend, wie sich diese armen Schweine auf Rarotonga in einer Situation, die jede Zombie-Apokalypse vor Neid erblassen ließe, mit einfachsten Mitteln gegenseitig helfen, während sich in Deutschland heiner wie Lauterbach hinstellt und unverdrosten verkündet, dass nur Fliegen schöner seien, als aus Staubsaugerbeuteln gebastelte Atemschutzmasken?
Coole Idee eigentlich, aber hey, Charly … wir wissen doch alle, dass es im Moment nur zwei richtig coole Typen in Deutschland gibt. Den Pandemie-Frodo von der Berliner Charité und den Maggus aus Nernberch ...
Ich spritze mir jetzt erst mal meine tägliche Dosis Domestos, weil intravenös verabreichtes Desinfektionsmittel im Kampf gegen Corona in Dodos Augen ja neuerdings ein vielversprechender Ansatz sein könnte … neben Licht versteht sich.
Mwahahaha. Kein Scheiß!
Noch Fragen, Kienzle? Nein? Na, dann guten Abend.
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