Meine Mutter dürfte mittlerweile ja allen Lesern ein Begriff sein, aber ich habe natürlich auch einen Vater, den ich zwar ähnlich lange kenne, in meinem Blog bis dato aber noch nicht hinreichend gewürdigt habe. Also habe ich beschlossen, ihm auch eine kleine Reihe zu widmen, die zwar nicht zwingend lustig ist, mir aber erlaubt, mich ein wenig an meine Jugend zu erinnern und ab und an darüber zu schreiben.
Als Fahrdienstleiter bei der Bahn war mein alter Herr schon immer ein Sparfuchs – vor allem in den 80ern, als es darum ging, mit bescheidenem Budget und ADAC-Tankgutscheinen die Reise über die Alpen anzutreten, um am Teutonengrill in Bella Italia zwei Wochen Urlaub zu machen – in unserem Fall meistens in Bibione, wobei wir auch zweimal in Süditalien waren, aber davon erzähle ich ein andermal.
Begonnen hat das Abenteuer eigentlich immer schon in Deutschland, wenn es darum ging, die Lebensmittel für zwei Wochen Urlaub im Auto zu verstauen, da meine Eltern irgendwie der Ansicht waren, man könne im fernen Italien nichts kaufen. Verlässliche italienische Lebensmittel waren in ihren Augen damals offenbar nur Amarenakirschen, "Tschanti" (in der hochwertigen 5-Liter-Korbflasche) und – für mich – knallorange "Arantschata", deren chemische Zusammensetzung heute vermutlich gegen diverse Waffengesetze verstoßen würde.
War der Kofferraum dann endlich mit Nudeln (natürlich von Bernbacher), Butterkeksen, Mehl – man will schließlich auch mal was backen – und anderen deutschen Leckereien gefüllt, konnte es auch schon losgehen. Erst mal nach Innsbruck und von dort dann NICHT auf die Brenner-Autobahn, sondern auf die Bundesstraße. Die war schließlich kostenlos und mein Vater wie erwähnt ein Sparfuchs. Schön für ihn. Für mich hieß das jedes Mal kotzen von Matrei bis Franzensfeste ...
… und dann von Franzensfeste bis Bozen, wenn mein Vater beschlossen hat, noch ein bisschen die Gegend zu genießen, anstatt auf der Autobahn gen Süden zu rasen – was damals noch erlaubt gewesen wäre, aber unser Auto ging leider nur 130 (das Radio war schon ab 90 nicht mehr zu hören). Verkehrte Welt. Heute gehen die Autos 230 und was macht der Italiener? Ein Tempolimit von 130 – wobei die Italiener selbst das Ganze eher als Vorschlag bzw. als Richtgeschwindigkeit für den Standstreifen zu betrachten scheinen.
Wenn ich mich während der Fahrt gerade nicht übergeben musste, lag ich hinten auf dem Rücksitz. Gurte gab es dort schließlich noch nicht, und auch die 1976 eingeführte Anschnallpflicht auf den vorderen Sitzen war eher verpönt, weil man sich im Falle eines Unfalls "wegen der blöden Gurte nicht aus dem Auto befreien konnte".
Jedenfalls hat mein Onkel Karli das so gesehen und sich deshalb jahrelang wacker nicht angeschnallt.
Mir war's egal, ich musste ohnehin ständig aufstehen, um meinen mittlerweile im Fond deponierten Eimer auszuleeren ...
Comments